Features



Features: Eine endlose Baustelle. Image: Gutenbrunnerstraße, Baden.

Die Bilder und Videos im Text Ein Klick auf das jeweilige Bild im Textverlauf öffnet eine größere Darstellung.
Ein Klick auf den Videolink öffnet den Videoplayer.
Ein Klick über den Rand der Vergrößerung oder des Videoplayers schließt dieses Fenster.


 
Features — Main Index

Site Index

Kinoarchiv

Das Heldenbuch

Ensemble Parlamento at Martinskirche

Marcel Lüscher Trio

Zanzibar 2005

Serafyn in Wien

Flipper

Jugendkulturfestival 1997

Der neue Kolumbus

Purcell Türkisch

Ein Projekt im Filter4

Die Basler Zünfte

Musik und Tanz

Wort trifft auf Bild ...

Fotoshoot im Hebelantiquariat



Das Auge, seine Optik und die Reisen des inneren Auges


Für Feature gibt es keine rechte Übersetzung. Das Wort bezeichnet ein besonderes Merkmal. Etwas das hervorragt. Auch hier geht es meist um verschüttete Erinnerungen. Es könnte in Vergessenheit geraten, daß man an einem Abfallhaufen in Indien vorbeiging. Man hat vergessen und verdrängt, daß es gestunken hat. Und über all den Gerüchen lag noch der Duft von Räucherwerk. Umgeben von einem Malström an Geräuschen sucht man das, was man an den rechten Ort zu stellen sucht. An einen bekannten Ort, das gibt Sicherheit. So unterwegs, möglichst auf zwei Beinen, stellt man sich ins Abseits und sucht das Unbekannte. Oder die Schmankerln. Diese Kombination macht es aus. Unbekanntes und Schmankerln. Und die Kombinationen unbekannter Schmankerln.
 
Es fehlt ja was im Leben. Das Bekannte muß mit dem Unbekannten ergänzt werden und erfährt so seine Vollständigkeit. Es ist wie der Blick auf ein Gemälde, an dem man arbeitet. Das Bild ist im Geist vollständig und muß «nur mehr» fertig gemalt werden. Und ein Teil und ein nächster reiht sich ein.
 
Die Features sind immer reisen. Auch auf dem bequemen Stuhle zuhause. Ein Buch. Musik. Gedanken. Mehr als Gedanken.
 
  
Das Auge, seine Optik und die Reisen des inneren Auges.
 
Ich habe das große Glück erfahren, in eine Zeit an einem Ort geboren worden zu sein, wo ich erfahren konnte, daß unser Leben an einem ständigen Schnittpunkt liegt, an dem Schnittpunkt der Unendlichen. Es ist wie eine Weggabelung und ich kam zur rechten Zeit und an den rechten Ort an, um die Hände voller Möglichkeiten zu haben. Und gleichzeitig war nichts da. Keine Orientierung, keine Bestätigung, keine Bedienungsanleitung und kein Plan. Niemand, der Antworten hatte. Nur überall Hinweise, versteckt. Und jede Menge falsche Hinweise. Aber alles war da, nur brauchte es oft Jahrzehnte, bis ich überhaupt begreifen konnte, daß da ein Hinweis war. So erstand ich einmal – auf Pilgerreise mit den Hare Krishnas – in Nepal eine große Thanka mit vier meditierenden Buddhas, dabei borgte ich mir von der Reiseleiterin Zwei- bis Dreihundert Dollar aus, weil mir das Geld ausgegangen war. Und heute, 17 Jahre später und nach über 40 Jahren nach der Hippiezeit, als das Buch damals aktuell war, lese ich das «Bardo Thödol», das sogenannte Tibetanische Totenbuch und werde mir der Bedeutung dieser Malereien bewußt. Und doch: Auch heute muß ich mir jeden Schritt vorzeichnen und sorgsam darauf achten, jedes Wort, das an mich gerichtet wird, zu überprüfen. So streng sind die Regeln.
 
 


Japan

Es war so eigenartig in Japan anzukommen. Ich kannte den Groove nicht. Ich mußte erfahren, daß ich die Taxitür nicht zumachen durfte, da der Fahrer einen Mechanismus betätigte, der die Tür zumachte.
 


 
Alles sah anders aus, so typisch japanisch. Je tiefer ich in dieses Tokyo herankam, desto weniger konnte ich lesen. Natürlich nicht schreiben. Und sprechen. Englisch ist so eine Sache dort. Zunächst war ich Analphabet. Aber die Japaner sind höflich und unglaublich zuvorkommend. Und zeigt man nur ein wenig Interesse an der Kultur Japans, dann ist jeder bereit, alles zu zeigen, alles zu geben, um diesen Besucher durch die japanische Welt zu geleiten. Der Begriff "geleiten" ist hier treffend, es ist fast ein Gleiten durch die Welt und die Kultur Japans. Betritt man einen Papierladen und frägt man (auf Englisch) nach dem Japanpapier im Schaufenster, so wird man gleich in den zweiten Stock geleitet (was der erste Stock ist, denn der erste Stock ist in Japan das Erdgeschoß), wo das Papier schon auf dem Verkaufstisch liegt.
 
Zwei Häuser weiter gibt es Mozarttorten. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Jeder kümmert sich darum, dieser nationsweiten Dienstleistung dienbar zu sein. Und alles ist unglaublich gepflegt, ohne steril zu wirken. Die Gestaltung der Pflege ist so über die Jahrhunderte perfektioniert worden, daß sich kein Punk ohne Bügelfalte in der Hose auf die Straße wagt (so ungefähr). Aber ohne Witz: Ich habe noch nie so gut durchgestylte Punks gesehen als in Japan.
 
Ein weiteres Merkmal ist die lockere Verknüpfung der Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft.
 
Und das Dritte ist, daß das Religiöse mit dem High-Tech ebenso problemlos, manchmal fast erschreckend Verschmilzt. Das internationale Baseballteam geht vor einem wichtigen Match in den Shinto-Tempel. Alle Videogames sind von tiefer Mystik durchwoben. Die Offenheit gegenüber der Möglichkeit verschiedener Zugänge zur Religion läßt Buddhismus und Shinto (die japanische Ur-Religion) ineinander verschwimmen, auf jeden Fall mit- und ineinander leben. Jin und Jang leben in jedem Computerchip und das wissen die Japaner.
 
Mehr ein Andermal.
 
 

 
 


 




 



Varanasi ist eine Stadt für sich. Mitten in ihr wächst ein Bodhibaum, ein Baum, der umgekehrt wächst: Seine Wurzeln sind über der Erde. Und diese Wurzeln strecken sich quer durch die Gassen. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt auf Varanasi näher eingehen, denn auch hier hat es viel Bild und Videomaterial.
 
 
Upcoming and Other Floats
 
Die Welt ist voller Eigenheiten. Es kann ein Nebel sein. Es kann eine Weihnachtsdekoration sein. Oder der Streß auf der Hauptstraße von Savannah La Mar auf Jamaica. Oder wenn Franks Küche belagert wird. Oder Anderes.
 
Hinter mir steht ein Regal. Das ist voller Schachteln und diese sind gefüllt mit Fotos, mit Videokassetten in Hi8-, DV- und Betacam SP Format, CD ROMs, DVDs, Zeichnungen, Zeitungsartikel, Visitenkarten, Prospekte, Notizen. Jedesmal wenn ich eine solche Schachtel aufmache, dann entstehen Bilder in meinem geistigen Auge. Und ich weiß nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Es ist eine Lebensaufgabe, so erzählen zu lernen wie Ludwig Tieck, der so sehr von E.T.A. Hoffmann bewundert wurde. Ich hatte gesten begonnen Tieck's "Der blonde Eckbert" zu lesen und es reißt mich dermaßen mit, daß vor Spannung am Rande meines Lesesessels hänge. Ich habe keine Zeit dafür, mit dem Telephon herumzulaufen und Pokemons zu suchen. Ich frage mich überhaupt, wofür die Menschheit Zeit hat außer für das, was ebenso erbärmlich ist wie ihre Ernährung.
 
Ich müßte alles mit dem Mikroskop durchgehen, die einzelnen Bilder zusammentun, die einzelnen Bildsequenzen zusammenreihen, die Gedanken zu einem neuen Genre zusammenfassen. Kein Kritiker könnte mir was sagen. Aber besonders müßte ich eine Zeitmaschine besteigen und Korrekturen anbringen, so denke ich. Die Landkarten, die diese Artifakten bilden, sind voller weißer Flecken und ungeschriebener Dramen.
 
Alles im Leben ist fehlerhaft, vernebelt. Gewisse Nebel kann man lichten, aber wie viele noch bleiben! Aber so manch gelichteter Nebel zeigt ein Geschehen, das man gar nicht verträgt. Und dazu ist so vieles verboten. Jaja, Moral ist eine Sache. Aber Doppelmoral ist etwas Anderes. Und damit schüttelt man so mühsam die Betäubung ab, weil man vor Moral und Doppelmoral gebunden ist.
 
In erster Linie sind es aber alles Orte, die wieder besucht werden sollten, denn von all ihren Beschreibungen ist nicht einmal das Vorwort geschrieben.