Holistics



 
Varanasi 1999: Teilnahme an einem Yagna. Dabei werden sowohl die Gottheiten zelebriert und auch die Verwandlung von einem Schweren Element (Erde) über das Element Feuer in ein Leichtes (Luft).
 
 

Die Erinnerung


2006 hielt im Rahmen des LSD-Symposiums Christian Rätsch im San Francisco Saal der Mustermesse Basel einen Vortrag über psychoaktive Subsanzen. Er sprach über die Indianer, die Ayahuasca gebrauchten und was sie ihm über uns, die Weißen, sagten. Sie könnten uns nicht helfen, uns selbst zu finden aber sie könnten uns dabei beistehen, wie wir uns den eigenen Weg zu einer Selbstfindung gestalten können: Sie könnten uns dabei helfen, uns zu erinnern.
 
Wie wenig wir haben! Manchmal begeben wir uns in den Fluß einer Handlung, und plötzlich ist diese wieder vorbei und weil wir etwas – zumindest halbwegs – intensiv und damit bewußt erlebt haben, können wir uns an etwas erinnern: etwas, was gleich wieder verblaßt. Wir können uns an unsere Tagträume erinnern, die meisten Menschen an Bruchstücke ihrer Träume. Und das ist alles, was uns bleibt am Leben. Kurze Erinnerungsbruchstücke, die wir sammeln, horten und oft in irgendwas einsperren, daß sie uns niemand wegnehmen kann, oft in einer materiellen Schachtel wie einer Harddisk. Wir sind stolz auf diese Erinnerungen, oder beschämt und sperren die schlimmen Ereignisse umso tiefer weg oder sie waren so schrecklich, daß sie erst gar nicht gewesen sein sollen. So banal ist das Leben. Darum nehmen wir psychoaktive Substanzen, Drogen, Pfeilgift in kleinen Mengen, um die schönen Lebensanteile so zu intensivieren, damit wir sie in unserem Inneren ein wenig festhalten können, bevor wir eventuell doch alles vergessen müssen, dann wenn wir das Ablaufdatum erreichen.
 


Oben: Jubiläums-Löschblatt mit aufgeträufeltem LSD.
 
Unten: Dieter Hagenbach beobachtet den hocherfreuten Christian Rätsch beim Räuchern der Guru Guru.
 
LSD Symposium 2006 Basel
 
Basel feierte im Kongresshaus zu Ehren von Albert Hofmanns 100. Geburtstag (... und er war mit dabei!) 2006 ein LSD-Symposium.

Was unterscheidet das "wirkliche" Leben und den Traum oder den Tagtraum? Nach dem Erlebnis ist es das gleiche Ding, es ist nur Erinnerung. Ein Filmprogramm, nicht einmal der Film. Das ist alles. Wir könnten zu leben aufhören und uns nur mehr den Träumen und den Tagträumen hingeben und ersparen uns so das physische Leben. Ich habe einmal jemand gekannt, die hatte das versucht und entwickelte so allmählich saftige Angstanfälle. Also das geht auch nicht.
 
Es resultierte aus meiner intensiven Beschäftigung mit den Beatles: Nach all den Jahren hörte ich wieder "Tomorrow Never Knows", das John Lennon nach der Literatur des "Tibetanischen Totenbuchs" schrieb und diesen Song mit den Beatles aufnahm. Zu Besuch in Wien, des Besuches, an dem ich mich von einem sehr guten Freund verabschieden mußte, entdeckte ich in einer Buchhandlung eben jenes "Totenbuch". Allerdings unterschied es sich von jener abgewandelten Ausgabe, die Lennon gelesen hatte, denn das war jene Variation, die Timothy Leary verfaßt hatte als Wegleitung dafür, LSD so zu gebrauchen, daß es zu einem "Ichverlust" kommen sollte: "The Psychedelic Experience: A Manual Based on The Tibetan Book of the Dead". Diese Fassung habe ich bis heute nicht gelesen. Inzwischen lese ich aber parallel eine zweite Fassung und dritte Fassung des Originals. Und das heißt eigentlich: "Bardo Thödol" (Befreiung durch Hören im Zwischenzustand).
 
Das Bardo Thödol handelt zwar nach dem Tod, nimmt aber genauso Bezug auf das Leben vor dem Tod. Wenn auch man dazu aufmerksam lesen muß. Damit wird das Leben relativiert und von der Herrschaft des Samsaras befreit, zumindest wird uns auf die Technik, dies zu bewerkstelligen, hingewiesen. Auf das Wie. Aber auch hier hat es ein Tun, und das Tun ist die Voraussetzung. Der Rest ist das Chaos, das sich ewig im Samsara dreht, und je mehr man sich darin verliert, je mehr Chaos bekommt man: Verstrickungen ohne Ende, die sich als Wechselspiel von Angenehm und Unangenehm entfalten bis in alle Extreme.
 
Die Apokalyptischen Reiter geben Gas: Das Weltgeschehen gestaltet sich nach und nach immer mehr aus den Auswirkungen von Chaos, Desorganisation, Krieg und Überverbrauch, was zu Hunger, Seuchen und Tod und Wiedergeburt und wieder zu Tod führt. Desorganisation! Ein Stichwort. Ungestaltet, ungeordnet, willkürlichem Trieben ausgesetzt, unkontrolliertes Treiben auf der Basis der Selbsterhaltung, Lust und Feigheit, Unehrlichkeit und Sorglosigkeit, Dumpfheit und Halbschlaf (mehr Schlaf als sonstwas). Unsere ruhelose Umgebung. Samsara in voller Rotation. Was ist, wenn wir in den Mittelpunkt geraten? Wenn wir unsere Ängste überwinden und in den Mittepunkt steigen? Gibt es mehr als Einsamkeit, was wir dann damit erhalten, oder wirklich nur das Allein-Sein? Oder erleben wir die abgründig schwarz glänzende Einsamkeit Gottes in ihrer unendlichen formlosen Fülle, das Schwarze Loch, im dem alles Licht nach der Überwindung aller Barrieren Nahrung ist für die höchste Kreativität, die vorstellbar ist? Wie banal die Erleuchtung klingt, versucht man sie in Worte zu kleiden.
 
Es ist so, als würde ich unterrichten: über Künstler und Geschehnisse schreiben oder sprechen, die ich selbst nicht erlebt und erfunden habe. Wie langweilig ist doch das Leben eines Dozenten: Er muß um den Brei herum leben und dann noch vor seinen Schülern als glaubwürdig gelten, um sich damit sein Brot verdienen zu können, ohne am wirklichen Geschehen Teilnehmen zu können aus Unvermögen, die Schaffensarbeit eines Künstlers tatsächlich zu generieren, um dann auch noch zu erfahren, wie nichtig jede Bemühung ist, mit dem Samara mehr erreichen zu können als nur wieder zusätzliches Karma. Der Gewinn sind Schulden. Was will man denn da erzählen wollen? Der Künstler hat wenigstens Freude an seiner Schöpfung bevor er seine Nichtigkeit einsehen muß.
 
 
 
 
 


Der Peter Pan in uns

"Was wir in die Welt bringen, ist ein Gefühl des Vergnügens, ein Gefühl der Verheißung. Was immer wir erleben, wir erleben es als verheißungsvoll. Wir erleben ständige Anziehung und ungezwungene Gastfreundschaft."
 
Aus "Feuer trinken, Erde atmen. Die Magie des Tantra." von Chögyam Trungpa"
Kapitel: "Die Fünf Buddhafamilen. Padma."

 

 
Offen in die Welt geblickt, eine gute Haltung, der Pfad wurde abgenutzt.
 
Eigen, nicht wahr? Kindheit und Jugend haben etwas so Fröhliches, Hoffnungsvolles und Unschuldiges und ein Zeitgefühl, das in eine Unendlichkeit ragt. Ich kann mich nicht daran erinnern, in Zeitabschnitten zu Denken, das wurde mir erst später anerzogen. Der Sommer war so lang wie der Himmel tief war, unendlich. Zeit hatte keinen nennenswerten Beginn und kein absehbares Ende. Selbst die Schauergeschichten, die ich las (Shelley, Stoker, Poe) hatten so etwas abenteuerlich Lyrisches oder soll ich sagen etwas lyrisch Abenteuerliches, daß der Horror nur eine Pantomime war wie Peter Pans Auseinandersetzungen mit den Piraten. Vermutlich ist Barrie's "Peter Pan" eines der wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, denn es erinnert uns an die Unschuld. Und diese wird per Sofort in ein Korsett gesteckt, in ein seelisches Gefängnis, das aufrechterhalten wird bis zum Augenblick des Todes, bis hin zu der irrigen Ansicht, eventuell einen Heldentod sterben zu müssen oder – wie es die Bösewichte in den Filmen praktizieren – gerade zum Trotz möglichst viel Unheil anzurichten, bevor man stirbt, um Rache zu nehmen an einer Gesellschaft, von der man so viel erleiden mußte.
 
Sogar wenn man ins Yoga geht oder zum Darshan, Kirtan ausübt, bewahrt man Haltung, jene militärische steife Haltung, die, anerzogen, uns dazu zwingen soll, um jeden Preis das Gesicht zu wahren. Ein Gesicht zu wahren, das nur dem Staat dient, dem wir anscheined in dieser Haltung dienen sollen, nicht einem Gesicht, das einem inneren Ehrgefühl folgt und das unserer Würde entspricht. Es ist eine Haltung, die aus uns jene Kasperln macht, die für eine schale Gesellschaftsform und deren Erhaltung nützlich sind. Der Staat ist tot und zwar schon lange. Die Gesetze sind zwar noch da, bedeuten aber nichts, sie sind eine Buchhaltung, die dem Überleben dient, nicht aber dem Leben. Das Leben nimmt und gibt was es will und setzt sich über solche Gesetze hinweg. Die Gebote und Gesetzmäßigkeiten der Natur sind kompromißlos und unbarmherzig und stehen über jede menschliche Macht. Aber das Glück, das wir einfältig und rein erleben, das erzieht uns dazu, wirklich Ewigkeit zu erfahren.
 
Nun denn, betrachten wir es so: Kindheit ist Freiheit und Überfluß, sie braucht allein die Vernunft, um ihre Balance zu erhalten, sonst würde sie implodieren oder explodieren und sich damit selbst und ihre Umgebung vernichten. Wer aber Macht sucht, der muß ein Bordell gründen, einen Ort, wo verkaufte Seelen versklavt arbeiten. Und je höher man steigt im Machtgefüge des Bordells, desto mehr wird die Kindheit verzerrt und pervertiert. So ganz einfach.
 


 
 


Ursprünglich waren es 10 Mahavidyas, hier werden sie auf einem alten Kalenderdruck in erweiterten Forman dargestellt.
 



Das Janmastami-Fest ist eines der zentralen Festivitäten der Hare Krishna Bewegung. Hier im Tempel in Zürich 2007.
 




Ein Buch, das mich so sehr fasziniert hatte, daß ich es dreifach habe, daß es mir ja nicht abhanden kommt: "Aghora. At the Left Hand of God" von Robert E. Svoboda.
 




Im Gegensatz zum "modernen" Hula, was so etwas wie die hawaiianische Schlagermusik ist, hat es auch den klassischen Hula: Tänze und Gesänge, die sich einer intensiven Wiederbelebung erfreuen.
 

Ein Blick in die Kristallkugel
 
Ich vermute, daß es im Laufe des Jahres eine Handvoll Regentage geben wird. Das wird mir (auch wenn die Sonne scheint und es ist mir danach ...) Gelegenheit geben, die Themen dieser Webrubrik zur Ausführung zu bringen. Zum Teil sind die Inhalte bereits vorbereitet, aber noch nicht "druckreif".
 
 
Das Weltbild aus dem alten unsterblichen Indien
Es ist viel bekannt und doch ist nichts bekannt. Dieses Weltbild und die dazugehörige Yogapraxis mag ja von allerlei Esowütigen, die sich an ihren Strohhalm geklammert haben, um im Leben den nötigen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, verkleinert und verwässert über das Abendland gesprenkelt worden sein, aber die Wässerchen sind versickert und verdampft. Ich persönlich verspüre keinerlei Präsenz der vielen Yogaarten in der Würde, die sie verdienten. Bekanntlich ist jede Form von Yoga einer Präzision unterworfen, die schlußendlich eher harte Arbeit als Wellness ist. Um die Lücke zu füllen, die da in unserem abendländischen Gebiß brachliegt, habe ich mir erlaubt, die Fülle dieser Weltbetrachtung zu destillieren. Die alte Webfassung muß aber noch einer Auffrischung in Sachen Inhalt, Code und Illustration unterzogen werden.
 
Als kleines Zuckerl dazu hat es hier ein altes Kalenderblatt (die alten sind viel hübscher als die neuen ...) von den Mahavidyas. Diese sind Manifestationen (Abspaltungen) der Shakti (Energie), des weiblichen Elements der Schöpfung. Zum Teil sind es sehr skurrile Formen, wie zB. die Chinnamasta, die sich und ihre Begleiterinnen mit ihrem eigenen Blut ernährt, indem sie sich den Kopf abschneidet und danach ihr Blut trinkt und auch den anderen anbietet (Sinnbild des Perpetuum Mobiles).
 
Das Thema der Transzendenz wird zentral bleiben. Es war mir schon zu Hippiezeiten in den Schoß gelegt worden und hat mich nie losgelassen. So fremd ist das gar nicht. Ich empfinde es als höchst befremdend so viele Menschen in ihrem Telephon vertieft zu sehen. Das ist weder ein Blick nach außen und schon gar nicht nach innen.
 
Hare Krishna
Schon lange in Vorbereitung: Eine Dokumentation über die Hare Krishna Bewegung. Es war so um 1998 als ich der Krishna-Bewegung sehr nahe kam. Zwar wurde ich nie "Mitglied", unterzog mich also nie der Einweihung, begleitete die Jungs und Mädels aber doch einige Jahre lang intensiv. Und heute noch erfreue ich mich ihrer Präsenz, wenn sie auf der Straße Bhakta praktizieren. Sie ist tatsächlich eine verkannte Bewegung, die auch ihren inneren Zwistigkeiten und Krisen ausgesetzt war und ist. Tatsache ist, daß ich in dieser Zeit so viel über den "Hinduismus" erfahren habe, wie in etlichen Jahrzehnten nicht. Was ich dabei erfahren habe, bin ich gern bereit zu teilen. Pure Bereicherung. Auch wenn's mal etwas ungewöhnlich zu und hergeht, wenn man zum Beispiel gelegentlich Krishnas Badewasser trinkt.
 
Zentral ist auch die Pilgerreise 1999, als ich als einer der ersten "Außenstehenden" eine Gruppe Hare Krishnas nach Indien begleitete. Die Pilgerreise führte nach Mayapur, nach Katmandu und Muktinath und dann wieder nach Indien zurück nach Vrindavan. Sehr empfehlenswert, aber nichts für Leute mit schwachem Magen. Indien und Nepal sind da nicht zimperlich mit unserer Verdauung. Und die vielen Eindrücke, die man auch noch bearbeiten muß, das ist ja auch nicht ohne. Und Krishna lächelt nur darüber.
 
Literatur
Oh, was es da nicht alles gibt. Da kann man mit staunendem Gemüt dasitzen oder aber seine Zeit abgrundtief vergeuden. Auf das Buch kommt es an und auf die Fähigkeit, eventuell zwischen den Zeilen oder über oder unter den Zeilen zu lesen. Ich bin passionnierter Leser und die Fülle an Literatur, die es auch über metaphysische Themen gibt, ist kaum in einem Leben zu erlesen. Ich möchte hier eine Auswahl treffen über die Bücher, die mich am meisten faszinieren und auch am meisten beeinflußt haben. Derzeit lese ich an drei verschiedenen Ausgaben des Tibetanischen Totenbuches und werde damit in die Denk- und Lebensweise des Buddhismus gestürzt, was auch für mich etwas befremdlich ist, weil ungewohnt. Aber durchwegs bereichernd, wenn man nach Freud und Jung noch ein paar Schritte weiter gehen will. Und danach will ich es wagen, einen Blick auf das Leben Aleister Crowleys werfen, ich meine, dazu muß ich eine gute Portion Weihwasser parat stellen.
 
Hula
Last not least: Was mache ich nur mit dem Material aus Hawaii? Irgendwie war ich dort an einen Wand gelaufen und kam gar nicht an die Hula-Kultur heran. Vielleicht muß ich dem Aufenthalt einen weiteren anfügen. Aber wenn ich Zeit habe, möchte ich auch hier das mitgebrachte Material verarbeiten und präsentieren.