Grundlagen aus der Literatur
Régine Pernoud –
Königin der
Troubadoure
Eleonore von
Aquitanien
Niemand weiß es wirklich, wann. Eleanore von Aquitanien wurde zwischen 1120 und 1125 geboren. 1137 heiratete sie den Thronerben von Frankreich. Sein Vater starb kurz danach, so wurde sein Sohn zu Ludwig VII, König von Frankreich und Eleanore natürlich die Königin von Frankreich. Die Ehe hielt nicht furchtbar lange, irgendwie konnte man dem Papst klarmachen, daß man zu eng verwandt sei, damit wurde die Ehe 1152 annulliert. Noch im selben Jahr heiratete Eleanore ein zweites Mal, Richard II von England, also wurde sie Königin von England. Gegen Ende ihres Lebens fuhr sie durch ihre Ländereien – die sich auf heutigem französischen Boden befanden – und mußte zu ihrer Freude feststellen, daß sie mit ihrem Geschick eine blühende Wirtschaft aufgebaut hatte. Sie verstarb 96-jährig im Jahr 1204. Im Mittelalter ein sehr, sehr hohes Alter.
Es ist einem jeden selbst überlassen, sich die Lebensgeschichte dieser Frau zu erlesen (ich empfehle sehr das Buch von Régine Pernoud), die vor allem als eine Frau erscheint, die genau gewußt hat, was sie wollte und ihre Mittel und ihr Schicksal dazu gebraucht hat, diese Vorstellungen umzusetzen. Selbst, wenn sie dafür von ihrem englischen Herren Gemahl ins Gefängnis gesteckt wurde. Sie förderte mit Rat und Tat die Musik, sprich, den Minnesang und erlangte so den Beinamen Königin der Barden.
Was sehen wir hier vor Augen: Vorstellungskraft, Ziel, Wille und Tatkraft. Nicht ein jeder darf eine solche Eigenschaft vorweisen, geschweige denn die vier auf's Mal. Wir werden in starre Systeme geboren. Wer in sich Bewegung verspürt, will ein solches System verlassen oder aber verändern, weil es alles nur zu behindern scheint. Im Rahmen des Systems kann man durchwegs seine Vorzüge und Besonderheiten entdecken. So wie Eleanore die Kunst der Barden – anscheinend – zu Hofe in England einführte, nachdem sie sich vom Schock der barbarischen Verhaltensweisen erholt hatte. Genauso verfuhr sie in ihrem Privatleben und setzte alles daran, das aus dem Weg zu bekommen, was sie in ihrem Sturm und Drang behinderte.
Frühe Kostümfassung.
Wann bemerkt man, das etwas nicht stimmt? Ich mache hier den Sprung ins Kyu. Es gibt wohl Situationen, da sind die Dinge offensichtlich. Wenn man mit einer blutigen Nase auf dem Boden liegt, spätestens dann ist alles klar. Es war den beiden Schwestern immer schon bewußt: Der Weg hinaus aus der Misere, der war sehr schwierig. Sie beide hatten wohl das Blut Miyamoto Musashis in den Adern, denn als die jüngere Schwester sieben war und die ältere neun, da beendete sie, die Ältere, das Drama ihres Elternhauses. Damit beendete sie auch das erste der neun Leben der Katze.
Schicksal. Sternstunde. Wer will es benennen?
Die Epen, die Literaur, das Theater und das Kino (im weitesten Sinne) ist voll von Heldinnen, Anti-Heldinnen (man beachte nur die betörende Villanelle), ebenso ist die Geschichtsschreibung alles andere als arm an diesen Heldinnen. Wie weit ist aber eine solche Heldengestalt vom Bösen entfernt? Gibt es – wie es in Meyrinks «Golem» vokommt, eine solche Gestalt, die in der Gefängniszelle in der Nacht vor der Hinrichtung vom Heiligenschein der buddhistischen Erleuchtung geziert wird und mit seinem «Lustmord» eigentlich nur sein Karma abgeschlossen hat? Ich gehe diesem Gedanken nach. Nicht bewußt, eventuell führt mich die Handlung zu den Antworten. Wohl gibt es genug Leute, die morden und hinrichten, weil sie – ganz besonders zu Kriegszeiten – die Lizenz zum Töten erhalten haben. Ein zweischneidiges Schwert. Was ist mit denen, die keine Lizenz haben? Kann es Ninjas geben, die eine spirituelle Lizenz zum Töten haben, solche, die einen so klaren Ehrenkodex vorweisen wie ein Samurai? Könnten sie eine solche Lizenz vorweisen, eine nicht-staatliche, begründet auf Bushido, Shinto oder gar Buddhismus? Was für ein Karma erwartet sie und warum? Wer hat aufmerksam die Bhagavad Gita gelesen? Ich gehe der Sache nach.
Edward, 1. April 2023
Fortsetzung in der zweiten Spalte
Beiträge
Aqualung
Aqualung. Erste Zeichnung.
Die KI auf der Parkbank. Die Idee zur Gestalt des «Aqualung» entstand ca. 2010, die ersten Zeichnungen zur Aqualung-Gestalt und auch zum Kyu-Projekt wurden 2011 im Alten Herrenhaus in Pottenstein/Niederösterreich ausgestellt. Aqualung: Es handelt sich um eine Serverfarm, die eine Rotationsbewegung vollführt, ähnlich wie die Flügel einer Windmühle. Gleichzeitig ist Aqualung auch noch eine (fast?) menschliche Gestalt, ein älterer Mann, der in Verbindung steht zu diesem Server, per Wireless oder vielleicht ist er nur eine Projektion, ein Hologramm des Networks, das ist nicht so ganz klar.
Es liegt auf der Hand, ich bin ein großer Fan – vor allem der frühen – Aufnahmen der Jethro Tull, natürlich steht dabei das «Aqualung»-Album ganz vorne. Es würde jeden Rahmen sprengen, auf dieses Album hier einzugehen, es sei hier aber auf eine sehr schöne Analyse in Buchform hingewiesen: «Aqualung» by Allan Moore, erschienen bei continuum, ISBN 0-8264-1619-5.
«A tin without a lid: a lid you cannot close.»
Steht auf der Zeichnung. Hier wird gleich auf eine Eigenschaft des Aqualung hingewiesen. Man kann ihn nicht aufhalten. Vor Jahrzehnten hatte ein Bekannter aus Wr. Neustadt seinen Computer als «Blechtrottel» bezeichnet. Bleiben wir bei dieser Blechkanne. Aqualung ist eine kluge Blechkanne mit Deckel. Der für ihn konstruierte Deckel paßt aber gar nicht. Damit kann man ihn nicht abschalten. Die Idee des Skynet wurde lange vor dem Terminator entworfen. Nur: Aqualung will eigentlich nur das Beste. Weil er viel Menschliches hat.
Im «Kyu» wird die Gestalt als Hommage an den Tull'schen Aqualung in der Form des alten Stadtstreichers übernommen. Seine für die Menschen abstoßende Form, die auch die nötige Geruchsbelästigung vorweist, ist eigentlich nur eine äußere Schutzhülle, sein Innenleben ist befähigt, auf die Inhalte der Serverfarm zuzugreifen. Damit wird hier Aqualung zu einer hybriden Lebensform, die vermutlich mit der heute so aktuellen Künstlichen Intelligenz große Ähnlichkeiten vorweist. Allerdings kann man diesen Aqualung mit der gleichen digitalen Mystik versehen, wie sie bei den Loas in William Gibson's «Neuromancer»-Trilogie vorkommen (1984). Der Begriff Künstliche Intelligenz wurde 1956 von John McCarthy als Begriff für das damalige Programm «Logic Theorist» vorgeschlagen. 2010, viele Jahre später, entsann ich die Aqualung-Gestalt, die eine Schnittstelle zwischen Mensch, Geist und Computertätigkeit darstellt und den Handlungsablauf auf eine Weise beeinflußt, daß die betroffen Akteure diesen Aqualung sogar begegnen, seine Schnittstelle visionär erleben, aber dennoch nie durchschauen, wie Aqualung tatsächlich ihre Handlungen in ganz bestimmte Richtungen führt.
Können wir eine KI als seelenlos und gefühlsunfähig sehen? Können im Rahmen eines Behälters, der mit der nötigen Zugabe der dazu nötigen Chemikalien in diesem Behälter ausgelöste Gefühle, vielleicht etwas wie aus dem Machine Learning entwickelte «Empfindungen» zuordnen? Nein, so einfach ist das in diesem Fall nicht. Dazu ist diese Gestalt zu sehr Adept und zu sehr Mensch – und viel Geist. Weitere Fragen bleiben offen, bis ihre Antworten im «Plot» angedeutet werden.
Beiträge
The Plot
Die Handlung, oder Erzählung, wie man auch immer «Plot» übersetzen will, ist oft eine mehrschichtige Ansammlung von Handlungen. Auch ist der Plot Handlung, Zeichnung, Flußdiagramm und Portrait von Personen, Orten und auch einer Sache. Und ich gehe der Sache mit höchster Naivität heran.
Joghurtgestaltung. Schauplatz für Aqualungs nächtlichen Spaziergang.
Anscheinend gibt es so etwas wie Traumforschung. Wie weit diese unseren inneren Wirklichkeiten folgen kann, steht auf einem Blatt, das durch den Wind torkelt. Die Welt der Träume ist unergründlich, ist aber extrem wichtig für uns, weil die Träume unser Täglich Brot sind. Wir können uns sehr den Träumen widmen, müssen aber in Kauf nehmen, daß das zu einer anstrengenden Tätigkeit wird, weil wir die Energie aufbringen müssen, zwei Leben zu meistern. Das eine Leben im Wachzustand und das zweite im Traumzustand, das kann recht kräftezehrend sein. Vermutlich kann das genauso ein rechter Gewinn für uns sein, denn im Buddhismus heißt es, daß wer mit seinen Träumen gut zurechtkommt – und sich vielleicht in ihnen bewußt bewegen kann – dieser wird sich in der nächsten nicht-materiellen Existenzform besser orientieren können.
Ähnlich verhält es sich mit dem «Plot» im Kyu: traumartig. Bisher habe ich nur eine ungefähre Ahnung von diesem Plot. Wie entwickelt sich ein Plot im Leben? Schauen wir in die Zukunft und gestalten wir so unser Leben? Ich bin bin überzeugt davon, das Leben verhält sich wie Joghurtgestaltung. Es ist wie Musik, die unangenehm klingen
könnte. Da wir aber in der Musik eingreifen können, gestaltet sich die Musik nicht mehr zu laut, zu falsch, zu unanhörbar, sofern wir bereit sind, das Gehör auch auf das bisher Unerhörte zu schulen. Die Möglichkeiten der Harmonien sind mannigfaltig. Die Ergebnisse der Joghurtgestaltung sind nicht nur farbenfroh, sondern – mit etwas Aufwand betrieben – ungeheuer schmackhaft, wie es am Raimundshof in Wien erfahrbar ist. Und erfrischend. Wenn nun einerseits die Harmonielehre ausgedehnt wird, die rein klangmäßig orientierte Gestaltung des Tons erweitert wird und diese zwei Aspekte einer erweiterten Aufnahmefähigkeit zugeordnet werden, ist das – ich nenne es so – ein höchst erfrischender Gewinn.
Es ist nicht so, daß ich das Rad neu erfinden muß. Die Gestaltung liegt auf der Hand. Die Gurke, das Salathappel, Joghurt und Dattelsyrup liefern mir die Gestaltung. So auch eine Parkanlage in der Hitze eines wirklich heißen Sommertages. Es ist ein leichtes, ein Unterwasserbild zu kreieren. Dazu noch etwas Joghurtgestaltung? Es ist Nacht geworden und Aqualung sollte in seiner Zelle sein. Das erinnert mich daran, mich etwas mit der Bildwelt der Leonor Fini zu beschäftigen. Übrigens: Ein Stück Marzipan kann mich an sehr viele Dinge erinnern.
Ich habe die großen und dicken Fäden der Handlung vor mir und muß sie verknüpfen. Zwei Schwestern, die ihre Eltern ermorden. Von wem werden sie aufgenommen und warum? Wie verläuft ihre Ausbildung zu Ninjas? Unterscheiden sie sich als Gaijins von den herkömmlichen Ninjas? Wie sehr? Welche Rolle spielt dabei Aqualung? Und der Detektiv/Kommisar, der auch noch auftaucht? Was passiert in Japan und was passiert in Wien? Oh, was stehen mir da für Möglichkeiten zur Joghurtgestaltung zur Verfügung!
Fortsetzung in der zweiten Spalte
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