
|

|
Stumpfsinn Nummer eins. Das ist Politagitator Nummer eins, vorne rechts, Beifahrer, keinerlei Leuchte. Er macht mit seinen dicken Händen alles, was er kann und das ist alles, was keine Feinheiten braucht. Seine höfliche Aufforderung einzusteigen ist so gestaltet, daß sie mit einem Fleischermesser unterstrichen werden kann. Mental zurückgeblieben, kümmert er sich darum, daß jemand das Richtige wählt, weil er sonst grob wird. Er entstammt einer Sippe von ausgestoßenen Kabukidarstellern, die schon im Einstudieren der ersten Zeilen alles vergaßen, weil der textliche Inhalt zu unverständlich war, trotz aller Erklärungen. Ja, ich spreche von deren Kindheit. Seine Anwesenheit ist mit dem schwarzen Punkt markiert, die unvermeidlicherweise aus der Spitzfeder kam. Seine Wangen sind mit kreisrunden Emblemen tätowiert, die aus der fernen Vergangenheit der Samurai-Ära stammen. Die Geschlechter sind lange ausgestorben und er weiß auch nicht mehr deren Geschichte. Aber die kreisrunden Flecken schauen cool aus.

|

|

|
Die Sekretärin, vermutlich abgeleitet von Sekret. Leider ein weiterer Fehlgriff der Organisatoren. Jung und voller Elan, hatte sie die Aufgabe der Betreuerin, sprich: Überwacherin, der Ninja-Frau übernommen. Ist es möglich, einen Ninja mit einer Faustfeuerwaffe zu töten? Oder stimmt es, daß ein Ninja nur von einem anderen Ninja getötet werden kann?
Dazu noch ein paar Worte zum Fahrer, der voll und ganz dem Beamtenrudel entnommen ist. Er tritt kaum in Erscheinung, er ist der Fahrer und kümmert sich um die Belege. Eventuell könnte sich die Szene seiner letzten Lebensmomente so gestalten, daß er mit dem Ableben nicht nur seine Seele aushaucht, sondern auch eine gehörige Portion an Belegen.

|

|

|
Ein Phantasiebild der abendlichen/nächtlichen Fahrt durch Tokyo. Wenn ich diese Zeichnung betrachte, dann erinnert mich das sehr an Kyoto. Dennoch: Man darf natürlich nicht Tokyo als eine von Wolkenkratzern beherrschten Kistenstadt auffassen. Da ist man eher noch in Osaka, wo es kaum mehr alte Gebäude hat, denn der Krieg hatte diese weggefegt, so wurden die alten Gebäude, die leider alle zerstört wurden, durch Blöcke ersetzt. Tokyo hingegen gliedert sich in etliche Bezirke, die ein jeder für sich ein eigenes Dorf zu sein scheinen, mit einem individuellen Aussehen und jedes Viertel mit einer Stimmung für sich. So Shinbashi als Arbeitsstadt, die zum Wochenende völlig ausgestorben ist, Akihabara, als «Electric Town» für Computer, Games, Soft- und Hardware oder andere Viertel, die eine sehr nieder gebaute Ansiedlung sein können mit vielen kleinen Läden und vor allem Restaurants.

|

|

|
Die Ordnung einer Entführung. Die Zeichnung beruht auf das japanische Zeichen für (Reis-) Feld: 田. Selbst im Rahmen dieser Entführung treffen wir auf peinlichste Ordnung. Jedem Akteur ist sein eigenes Feld zugeordnet. Auf den Hintersitzen die Bewacherin und die Ninja, an den Vordersitzen der Mann für das Grobe und der Fahrer/Belegverwalter.
Damit ist eine äußere Ordnung dargestellt. Diese äußere Ordnung wurde dafür geschaffen, ein optimales Ergebnis zu erzielen. So wie jede einzelne Person sowohl einen zugewiesenen Ort hat, so hat sie auch einen zugewiesenen Handlungsspielraum im zeitlichen Ablauf. Ausmaß des Ortes und auch der Handlungsmöglichkeiten sind hier von der Organisation festgelegt und stehen in Bezug zueinander. Jedes einzelne Feld entspricht der darin enthaltenen Person. Die Darstellung im 田-Feld ist also nicht wirklich geometrisch angemessen möglich, da sich die Darstellung der Felder völlig verziehen würden. Die 田-Feld-Darstellung ist damit eher symbolisch als geometrisch richtig.
Mit dem Handlungsablauf wird die Darstellung ohnehin völlig durchbrochen.

|

|

|
«Kuji-In» von
Wolfgang Ettig.
Die im Ninjutsu üblichen Handstellungen – Kuji-In (Neun-Silben-Handgeste) – beruhen, gleich wie das Yin und Yang, auf die beiden Prizipien In und Yo. In als Mond, Erde, Kälte, Weiblichkeit etc. und Yo als Sonne, Himmel, Feuer, Männlichkeit etc. Durch die Fingerstellungen werden bestimmte Kräfte freigelegt. Die Zahl neun – 九 / kyū – hat im Ninjutsu große Bedeutung: Es hat neun Fingerzeichen, aber auch neun Schwertstellungen, neun Angriffsrichtungen, neun Räume des Kongokai-Mandalas etc. Näheres erfährt man in dem hochinteressanten Buch «Kuji-In» von Wolfgang Ettig.
Während der Autofahrt ist die Ninja praktisch unbewaffnet und sitzt einer Faustfeuerwaffe gegenüber, die nur eine kleine Fingerbewegung braucht, um loszugehen. In diesem Fall muß die Ninja anders vorgehen. Sie bedient sich der Fingerstellung der Verinnerlichung und öffnet dadurch einen Kanal zu ihrem Gegenüber, dieser Kanal bleibt unbemerkt. Über die Augen, die sie plötzlich aufreißt, gewinnt sie durch diese in ihrem Gegenüber ausgelöste «Schrecksekunde» einen Zugriff zu deren Psyche. Damit schläfert sie ihr Gegenüber kurzzeitig ein –

|

|

|
– und nutzt die ausgelöste Inaktivität des Gegners aus, um die Waffe gegen ihren Kopf zu richten. Während die «Wachperson» noch gar nicht reagieren kann, die Waffe sogar noch festhält, drückt die Ninja über den fremden Finger den Abzug.

|

|

|
Ein anderer Bildwinkel. Wir sehen das Auto aus der Vogelperspektive. Das hintere, linke Fenster zersplittert und ein Teil des Kopfes der Angeschossenen wird sichtbar. Durch den Kopf- und Fensterdurchschuß dringt das Gehirn durch den Schädel und verteilt sich über die Straße.

|

|

|
Eine recht rudimentäre Darstellung einer lang einstudierten Bewegung. Hier wird die Autoszene unterbrochen, der Film gerät in eine Rückblende, damit der nächste Schritt verständlich wird. Wir betrachten eine Szene aus der Ausbildung der Ninja. Sie ist viel jünger und sieht sich einer praktisch nicht lösbaren Aufgabe ausgesetzt. Ziel ist es, die Oberfläche eines Felsbrockens mit einem kleinen, schwachen Zweig zu durchbohren. Dazu steht der jungen Ninja eine unendlicher, ständig erneuerbarer Haufen von Steckchen zur Verfügung. «So und jetzt mach mal.» Nach etlichen Fehlschlägen – was zu erwarten war – gibt ihr der Meister den Hinweis auf die Lösung. «Das Chi muß in der Spitze des Steckens konzentriert sein.»
Mit metaphyisch angesetzter Hebelwirkung reißt die Ninja den Hebel für die Handbremse aus der Fassung, hebt ihn hoch, konzentriert das Chi auf die Spitze und –

|

|

|
– durchschlägt den Boden des Autos soweit, daß der Bremshebel im Asphalt steckt. Der abrupte Halt bringt die Beiden an den Vordersitzen aus dem Konzept. In diesem kurzen Moment greift die Ninja auf zwei Einblattshuriken zu, die sie in einer Halterung am Unterarm trägt.

|

|

|
Einblattshuriken, drei
Stück mit Halterung.
Shuriken, auch Wurfsterne genannt, sind typische Ninjawaffen. Die Spitzen, die sie aufweisen, werden als Blätter gezählt. Die meisten Shuriken, die als Wurfwaffen verwendet werden, haben in der Regel drei oder mehrere Blätter und sind start geschliffen, eventuell sogar vergiftet. Gewisse Vierblattshuriken werden als Hiebwaffen gebraucht, machmal sind die Blätter so angewinkelt, daß sie ganze Teile aus dem Opfer reißen. Shuriken können je nach Modell als Wurfwaffe oder als Stichwaffe gebraucht werden.
In dieser Situation gebraucht die Ninja zwei Einblattshuriken, um vom Rücksitz her die Kontrahenten unschädlich zu machen. Die Illustration zeigt sie mit den Shuriken oben im Kopf.

|

|

|
Die vier «Abgesandten» hatten keine Chance. Die Ninja verläßt das Auto und geht.

|