Studio Project    The Chinese Looking Glass 



St George's Square, Huddersfield. Ca. 1965.
 

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Empfehlung an The House of Lords




Downloads
Daily_Hay_01.zip

(AIF, 24 Bit/48 kHz, 50.1 MB)
 
Die erste Version des Songs, unkomprimiert.  
 

 
Ich verbrachte viel Zeit während des heißen Sommers (2020) im Café Engel oder Aff. George kennt dort jede Nase. Und wies auf eine junge Dame. Sie sei aus Huddersfield, so wie ich. Ich schaute sie an und sagte: "It's not true. They're all extinct." Mir fiel auf, wie sie sprach. Das war das, was ich vor einem halben Jahrhundert hörte. Und heute nicht sprechen kann, nicht einmal vernünftig simulieren. Da mußte doch was entstehen. Ich schrieb einen Text und bat die Huddersfieldian Dame darum, das ins Jorkshire-Englisch zu übersetzen. Und auch zu sprechen. Bingo. So entstand "Chinese Looking Glass" auf der Basis einer uralten Aufnahme, die ich mit Banjo aufkochte.
 


Alisia Houghton, Yorkshire Lass mit
Stimmtalent. Sie hatte noch nie so
etwas gemacht. Jolly good start.


Alisia's Lyricsheet.

Lyrics
Chinese Looking Glass

 
They just want to be well known
All the dirty work is done
By the dogs, it’s marked through all history
 
In a room of many windows
Many a curtain can be drawn
St. Peter’s worries are people’s ways
 
From afar I can see outer space in silhouette
When she whispers, it’s the way
Time, time, time. Time will rule it out
 
Maryam in sweaters, she tells stories all of woe
Surely she could chronicle so much better days
Saving all the children and releasing all the dogs
Would I know a fashion to be well better off?
The readings show me a person I have overlooked:
The man in the back is he bad or is he worse?
 
Give me a hearty turn on your Chinese Looking Glass
Serving as I do, it should plenty a grand of good sense
Fitting all the hash pipes for the splendid House of Lords
As words that make sense then loosely they would fall
 
***
 
Transparently the mood shifts to high purple
A silent way’s stride’s well placed evidence
Is a path to convicion for the guy in the back
Audiodemo
The Chinese Looking Glass   Version 2



 

 
 
So eine Müllhalde
Na. Lange lag alles in einer staubigen Ecke digitaler Daten. Einmal mehr hingesetzt und die Flohmarktschönheiten betrachtet. Die Mandoline vom Flohmarkt am Josefsplatz. Hat ja nicht alle Welt gekostet, also muß man nicht all zu lange daran herumstimmen. Es klingt halbwegs in Ordnung. Die Akustikgitarre wurde der Stimmung angepaßt. Passend dazu erfand ich einen Bläsersatz mit einer Plastikflöte. Danach folgte ein Besuch bei Pepi Abicht in seinem Atelier in einer heruntergekommenen Fabrik in Tribuswinkel. Der spielte mir dazu die Erweiterung meinen Flötensatzes auf einem Waldhorn, das ich mit zwei Mikrophonen aufnahm, die so aufgestellt wurden, daß es zu einem Kammfiltereffekt kam und die Aufnahme erbärmlich klang.
 
Soll ich das nun alles löschen? I bewahre. Da kann man echt war daraus machen. Stückchen für Stückchen, mit viel Phantasie und Fingerspitzengefühl. Und dabei muß ich aufpassen, was ich behalte und was wirklich unbrauchbar ist. Da muß ich stückchenweise vorgehen und Ermüdungserscheinungen meiner Ohren peinlichst vermeiden, sonst mache ich Fehler, die ich noch bereuen werde.
 
 


Die unheimliche Fabrik in Tribuswinkel. Ein anderer Teil davon, der aktive Teil ist der, in dem wir sind und am Fenster stehen, wo der Pepi seine Tschik raucht. Dabei sollte er aufhören.


Ein Screeshot aus einem alten Video. Pepi mit Sohn und dem onminösen Flügelhorn während eines Konzerts beim Heurigen in Sooß.



Cast & Technicalia
 
Narration
Alisia Houghton
Mic: BeesNeez Jade
Preamp: Dizengoff D4
 
Background Vocals
Edward Mickonis
Mic: Max Kircher MK-U47
Preamp: Forssell SMP-2b
 

 

Instrumente
Edward Mickonis
Mandoline, Gitarre, Banjo
Drums, Schellen, Glocken
 
Pepi Abicht
Trompete, Flügelhorn
 

 

Aufnahmetechnik
DAW: Logic Pro X
I/O: lucid ADA 8824 ADAT Interface; Wandler auf USB: Focusrite 18i20
und RME Fireface UC
Alle Multitracks 24 Bit / 48 khz  

 



D er Antiheld.
 
Es schaut ja gut aus, nicht wahr? So im Badner Wald mit dem Banjo. Der Badner Wald tönt sowieso seit einem halben Jahrhundert nach Neil Young. Wenn man genau hinhört, dann hört man seine Mundharmonika.
 
 

Der Banjospieler after the Goldrush.
 
 
Natürlich ist alles ein wenig unecht. Es ist kein wirklicher Old Shatterhand. Und ich kann auch nicht mit dem Gewehr umgehen. Aber vermutlich kann auch Old Shatterhand nicht mit einem Dante Netzwerk umgehen. Er muß am Abend am Feuer sitzen, Kaffe trinken und die Leute, die ins Kino gekommen sind, glücklich machen.
 
Ich muß dafür was Schönes auf dem Banjo spielen, damit die Leute, die sich dann die Musik anhören, glücklich sind. Glücklich bin ich auch über den Wetterfleck, der ist schön warm und schaut richtig toll aus. Den habe ich einmal einem Fiakerfahrer in Wien abgekauft, der ist von seiner Frau handgemacht. Und schwer – der muß auch der wiener Kälte trotzen. Was mich am meisten beeindruckt hat, war, daß der gute Wetterfleck noch monatelang nach Pferd gerochen hat. Echter geht's nicht mehr. Ich war richtig enttäuscht, als der Geruch nachließ.
 
Also habe ich hier einen Folksong geschrieben und muß noch die vielen Einzelteile zusammenstückeln. Natürlich ist es ein Protestsong, der handelt von Ausbeutung und bösen Politikern. Und dennoch gebe ich denen eine Chance. Ich bin ja nicht so. Ich kann mir vorstellen, daß sie im House of Lords einmal statt eines Tea-Boys einen Hash-Boy haben, der ihnen die Pfeifen parat macht. Nicht, daß dann die Lordships wirre Entscheidungen treffen, das tun sie sowieso, aber sie machen's dann lockerer. Ich gehe in diesem Text davon aus, daß wenn es soweit ist, daß man im House of Lords einen Hash-Box hat, die Weltpolitik etwas menschlicher geworden ist und die haschrauchenden Lords und Ladies gut mit dem Zeugs umgehen können. Schlimmer, als wenn sie regelmäßig ihren Gin reinkippen, kann's wohl nicht werden.
 
Und außerdem ist dieser Song eine kleine Hommage an Maryam Nemazee, der Nachrichtensprecherin bei Al Jazeera. Was für eine Augenweide. Und dann denk ich mir: Was für ein furchtbarer Job (Es gibt so viele furchtbare Jobs.) Tagein, tagaus, muß sie den Zuschauern erzählen, was alles für schreckliche Dinge auf der Welt geschehen sind. Dabei könnte es ja ganz anders sein. Wieso ist es eigentlich nicht anders?
 
 
 
     Edward, 19. Juli 2020