Die große Version meines Schlagzeugs: Aus allen Ecken und Enden zusammengestellt.
Ein Mikrophon für die Baßtrommel aus einem Lautsprecher.
Wenn's nicht gar so bombastisch sein soll: Sonor Safari Shellset.
The Drum Hive
Das Schlagzeug war zunächst so etwas wie ein Fremdkörper. Es war groß und komplex, hatte Ständer und Becken und Mechaniken und stand dann doch im Hintergrund während die Gitarristen im Scheinwerfer standen und die großen Macker waren. Dafür durften dann die Typen hinter der Schießbude auch ein langes Solo spielen und schauten, daß sie in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Schläge unterbrachten. Wenn sie das Glück hatten, in einer dememtsprechenden Band zu sein. Die weniger Glücklichen durften die da vorne rhythmisch Begleiten. Natürlich gab es auch jenen Abend, an dem wir auf LSD Santana auf der Woodstock-Platte hörten und den Eindruck hatten, das Schlagzeugsolo höre nie mehr auf.
Viel später begann ich zu begreifen, daß man an jeder Ecke des Schlagzeugs interessante Töne hervorholen konnte, all das, was in den meisten Aufnahmen in den Hintergrund gedrängt wurde. Also besorge ich mir eine einfache Bassdrum, damit da was untendrunter steht und behängte den Rest vom Platz mit Becken und Toms. Und das werde ich noch mit einer zusätzlichen Mikrophonie versehen, damit die Trommeln dann die Akais triggern und die Steinberg Baß-Samples spielen. Und die Becken bekommen ein Preset aus dem Digitech Studio 400 und werden mehrstimmig, vielleicht sogar mehrstimmig geflanged. Heißa! Das wird breit!
Im Laufe meiner Internetstöberaktionen nach Musikelektronik war ich auf eine interessante Sache gestoßen: Es gab anscheinend speziell für tiefe Frequenzen geeignete Mikrophone (so zB. von Yamaha), die aus einem Lautsprecher gebaut wurden, da jeder Lautsprecher auch als Mikrophon verwendung finden kann. Und da gab es einen Anbieder, das so ein Mik um einiges günstiger feilgab. Geschnappt. Nun: Während der Aufnahme hatte ich Probleme, das Signal is Monitoring zu bekommen, es lag so tief, daß es praktisch verschwand. Erst beim Abhören stellte ich fest, daß das Mikrophon tatsächlich ging. Und damit hat man eine besondere Tiefe an einem Baßklang. Als nächsten kommt der 21 Zoll Baßspeaker dran.
Und doch war das große, aus allen Ecken und Enden zusammengestellte Schlagzeug nicht so viel im Einsatz und brauchte viel Platz und dominierte den Raum. Also sah ich mich um nach einem kleineren und handlicheren Drumkit. Und da stand es sogar als Sonderangebot im Schlagzeugladen und glitzerte noch dazu (ich liebe glitzernde Instrumente): ein Sonor Safari Shellset. Und das ist jetzt die Begleitung für die Pop-Stücke.


Tablas, leicht angeschlagen: eine rauhe Bahnfahrt hinter sich.
Tablas
Die Versuchung ist Groß: Jeder, der trommelt versucht sich irgendwann an den Tablas. Ob als Hippie mit der "zweihändigen" Methode oder indem man versucht, das irgendwie zu kopieren, was die Inder da machen und an den Tablakonzerten in der ersten Reihe sitzt, um zu sehen, wie das geht (ich) oder indem man sich wirklich in die Sache hineinkniet und in den Unterricht geht (keine Zeit). Aber so ein wenig mit der zweiten Methode kann man immerhin besser verstehen, was die da machen, mehr aber kaum. Tabla ist Tabla, da gibt's kein Drumherum. Was mich nicht davon abgehalten hat, sie nach Österreich zu nehmen und auf der Bühne zu spielen im Rahmen der EMS. Der Versuch war's wert. Viellecht sind auch die Tablas nicht gut genug, um einen wirklich guten Klang zu erhalten. Ich muß gestehen, ich weiß zu wenig davon.

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Die ursprünglichen Latin Percussion Congas, die Junior Congas, Bisquits ehemalige Congas, die Sita-Ram Drums aus Varanasi, eine Tarabuka aus Jaipur und (fast ganz verdeckt) eine Tabla aus London.


Congas aus Varanasi.
Unverhofft doch noch aus Jamaika aufgetaucht: die Repeater Drums.
Die Trommelkollektion
Man könnte die Sprache der Trommeln auf Bomm und Tock reduzieren. Die ganze Musik lebt von den Plazierungen von Bomm und Tock. Urgendwas daran ist so Ursprünglich, daß mit die Trommel von Anfang an in seinen Bann gezogen hatte. Ursprünglich? Was für ein Ursprünglich? Takt ist so geradlining und gleichzeitig müssen wir den Takt ungeradlinig gebrauchen, damit die Musik lebendig bleibt.
Trommeln waren immer schon da. Und immer waren sie ein beliebtes Angriffsziel, etwas, worüber man lächeln konnte, nicht ernst nehmen, ins Randdasein abschieben. Karneval, Negermusik.
Ich hatte George gegenüber des Öfteren daruber lamentiert, daß ich in den hiesigen Bands keine Percussion-Spieler mehr antreffen würde. Dazu bemerkte er: "Kein Wunder, alle Congas in der Stadt sind ja bei mir versteckt." Doch ersthaft: Die Perkussion scheint immer noch Negermusik zu sein, sofern sich nicht diese dem Rap verschrieben haben (ich hasse Rap). Und die paar recht alternativ aussehenden trommelnden Alt/Neu-Hippies, die machen's auch nicht gut. Die Trommel hat einen schweren Stand bekommen. Und bleibt meist im Hintergrund. Man sollte sie nach vorne holen. Ein edles Vorhaben.
Also Congas waren Pflicht, auch wenn es seit der Mansarde niemand mehr gab, um mit ihnen zu spielen. Der Percussion Laden hinter dem Bahnhof lieferte mir die ersten, großen Congas, dazu noch Junior Congas. Bei Clemens kaufte ich mir ein zweites Paar, die alten Congas vom Bisquit, einem Brasilianer in der Gegend. Und alle habe ich heute noch.
Es gab einen Musikalienladen in Varanasi, der Verkäufer ist immer noch der gleiche, aber nachdem es einige unschöne Vorfälle während eines seiner Konzertabende gab, hörte er auf mit der Musik und konzentrierte sich nur mehr auf Textil und Schmuck. Was eigentlich shade war, denn diese Abende gingen die ganze Nacht und vor seinem Haus hatte es ein Feuer, Chai und Kuchen. Die Konzerte waren richtig schöne klassiche indische Musik und liefen auch noch weiter, wenn der Herr am Mischpult schon eingeschlafen war. Und als ich so in seinem Musiklade stöberte, da sah ich: Congas! Indische Congas, der Klangkörper aus irgendeiner Masse wie aus Pappmasché und Ständern, die schrieen nur so: Indian Qualit, use and throw. Dennoch stand ich da, angewurzelt und überlegte, wie ich das mit dem Transport machen könnte, also die Congas per Post und die große Tanpura im Gepäck. Nun, das Shipping war recht mühsam, der Herr Geschäftsführer nahm das Geld und es passierte wenig bis gar nichts. Dank der Interventionen von Priya Krishna gelang es nach Wochen den Herrn zur Aktivität aufzurufen. Congas (nach drei Monaten mit Sea, Air, Land) und Tanpura sind bei mir.
"They are skinning you alive." Sagte ein Photograph zu mir, dem ich in Varanasi acht Jahre später erzhälte, daß ich mir zwei Congas höchster Qualität, aber indian Style in einem anderen Musikladen bauen ließ. Und doch, die schweren Dinger sind auch hier, und sind genau das, was ich bestellt hatte. Zwei Trommeln mit einem sehr, sehr eigenen Charakter, als hohe Conga eine Pakhavaj und für die tiefe eine Dholak, beide ohne Boden aber mit metallener Hardware zur Bespannung.
Eine ähnliche Odisee erlebte die Repeater Drum, die ich am Markt in Negril sah. Für's Gepäck doch zu schwer, erbot sich ein junger deutscher Mitbewohner im Guesthouse, sie für mich nach Europa zu bringen, da er nicht so viel Gepäck hatte. Ich dachte, ich würde sie nie wieder sehen, als er sich nach längerer Zeit unverhofft in Basel meldete.

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