wurde 1985 in Basel gegründet. Inzwischen haben unzählige Studerende der indischen Musik in deren Räumlichkeiten auf höchstem Niveau ihre eigenen Fertigkeiten in der klassischen indischen Musik erlernen dürfen. Nicht nur das: Im Rahmen unzähliger Konzerte präsentierten geladene indische Musiker aus allen Sparten und auch die Studierenden ihr musikalisches Können. Ihnen gegenüber saß ein Publikum, daß sich bewußt war, daß es kaum dem folgen konnte, was ihnen geboten wurde.
Es muß wohl etwa 1973 gewesen sein, daß ich mich mit einem Schulfreund nach Wien stahl, um das Konzert Ali Akbar Khans zu besuchen. Mein Elternhaus hatte es mir nicht erlaubt also setzte ich mich am Nachmittag heimlich mit dem Wolferl in den Bus nach Wien und erlebte im Konzerthaus mein erstes Konzert überhaupt. Der Faden besteht immer noch, erst recht durch die Bekanntschaft mit Sankar Prosad Chowdhury, der nicht nur Tabla im klassichen Kontext spielt, ebenso wagt er mit der Formation
ist eine kleine Einführung von Sankar Prosad Chowdhury und Ken Zuckermann von der Ali Akbar Khan Academy of Indian Music in Basel (Schweiz) zur Tabla.
Von Kalkutta nach Basel nach Baden
Ich hatte vorübergehend meine eigene Formation aufgelöst. Das gab mir Gelegenheit, zwei ganz besondere Musiker ins Haus der Kunst einzuladen und damit das erste Konzert indischer Musik in Baden bei Wien ins Leben zu rufen.
The Edward Mickonis Society
präsentiert im Rahmen der Badener Rosentage
Musik aus Indien
Samstag, 9. Juni 2012
Baden bei Wien, Haus der Kunst
Sankar Prosad Chowdhury
Tablas
Pankaj Mishra
Sarangi
Was macht die Indische Musik so attraktiv, daß sie nach Hunderten (Tausenden) von Jahren immer noch beliebt ist und gepflegt wird? Wenn auch Instrumente wie Surbahar, Veena und Sarangi immer seltener werden.
Natürlich hat auch Indien die elektrische / elektronische Musik entdeckt, Synthesizer, Sampler und Computer haben Einzug gehalten, haben es aber natürlich nicht geschafft, die alten, ehrwürdigen Gurus der Indischen Musikkultur vom Sockel zu stürzen. Im Gegenteil: Ein jeder, der die klassische Indische Musik schätzt und verehrt, wird wissen, welche Schätze an Klänge aus diesem Fundus das Volk Indiens und auch die vielen Völker der Welt bereichert haben und die Liebhaber dieser Musik werden auch wissen, welche Opfer die Musiker oft gebracht haben, damit diese Musikkultur weitergereicht werden kann.
Pankaj Mishras Finger an den
Saiten der Sarangi.
Wie hier: Die Sarangi wird, nicht wie europäische Saiteninstrumente, nicht auf, sondern unter den Saiten gegriffen. Die Haut der Finger ist dort sehr empfindsam und empfindlich. Es braucht jahrelanges, schmerzhaftes Training um das Instrument überhaupt spielen zu können. Schon allein deshalb werden die Sarangi-Spieler immer seltener. In Indien werden Musiker nach Kategorien "gehandelt". Pankaj ist Kategorie B. Einen Kategorie A spieler wie Ravi Shankar hätte ich mir nicht leisten können. Sankar hatte für die Wahl des zweiten Musikers keine bessere Wahl treffen können.
Erst die Begegnung mit Pankaj Mishra hat mir die Augen dafür geöffnet, daß das Greifen der Saiten einer Sarangi nicht über die Ballen der Finger geschieht, sondern mit der Stelle an der Oberseite des Fingers, die gleich hinter dem Fingernagel liegt. Man stelle sich vor, welch schmerzhafter Prozeß die Anfangsjahre dieser Ausbildung mit sich brachten. Und immer noch, so erzählt man, verlassen so manche Sarangispieler nach dem Konzert die Bühne mit blutigen Fingern.
Bezieht man sich auf Swami Vivekananda, dem engsten Schüler Ramakrishnas, so ist das Musizieren die höchste Form der Verehrung Gottes. Die Göttin Lakshmi wird nicht nur – wie meist üblich – in ihrer Person als Göttin des Reichtums und des Wohlstands angesprochen, auch in ihrer Urform als Personifikation aller Töne, als Zusammenfassung aller Klänge in einer transzendentalen Persönlichkeit. Somit wird ihre Wesenheit mit jedem Klang, den man erzeugt, berührt und aufgerufen.
Sankar in der Sacherstube.
Sankar selbst stammt aus Kalkutta, verbringt aber jedes jahr drei Monate in Basel, wo er schon seit vielen Jahren an der Ali Akbar Khan Academy in Basel Tabla unterrichtet. Er war mir einmal aufgefallen, im Zug, als er gerade angekommen war und sein Klingelton eine indische Melodie vorwies. Eigentlich hatten wir uns schon vorher gesehen. Ich saß direkt vor ihm in einem Konzert in der Academy, denn ich interessierte mich dafür, was er mit den Fingern so auf der Tabla machte. Einige Jahre später steckte ich ihn in den Nachtzug nach Wien, wo er abgeholt wurde und so nach Baden kam. Pankaj war auf Tournee und kam per Flugzeug aus Turin. Nach dem Konzert flog er zeitig in der Früh schon wieder weiter nach Amsterdam.
Budi (†2015)
Gleich als Erstes: Zwei Leute waren an diesem Anlaß wichtig, ich danke diesen für Ihre ganz große Unterstützung. Richard Budischowsky, mit dem ich noch in Baden zur Schule ging. Bei ihm konnten Sankar und Pankaj gut untergebracht werden, auch die Technik, die bei ihm einen ständigen Parkplatz hatte. Von dort aus konnte ich alle meine Aktionen starten. Wenn ich bei ihm war und meine Society-Aktionen durchzog, bekam ich immer ein wunderbares Dach über dem Kopf.
Natürlich darf der Hr. Prof. Hans-Gerd Ramacher, Leiter der Abteilung Kultur in Baden bei Wien nicht unerwähnt bleiben. Unentgeltlich bekam ich einen Platz für die Poster auf den Badner Litfaßsäulen und genauso unentgeltlich das Haus der Kunst. Ursprünglich war das Konzert für den Musikpavillon im Badner Kurpark vorgesehen, wurde aber wegen Schlechtwetters ins Haus der Kunst verlegt. Eigentlich hätte im Pavillon ein Kurkonzert stattfinden sollen, wurde aber abgesagt und mit dem «Musik aus Indien» ersetzt. Auch den Transport der Technik wurde von ihm eingefädelt, per Stadgärtnerei-Wagen. Und die viele Werbung zeigte Früchte. Das Haus der Kunst mit seinen 130 Plätzen war gerammelt voll, wer keinen Platz bekam, mußte hinten an der Wand stehen.
Und ja keine Flecken!
Dank geht auch an den Experimental-, Ambient- und Elektronikmusiker Hans-Joachim Roedelius – Wahlbadner – der mir den schönen Teppich zur Verfügung gestellt hatte, auf dem die Musiker spielten.
Man darf es nicht unterschätzen. Solche Aktionen sind immens viel Arbeit. Teppichschleppen ist eine Sache; das Organisieren, und das Tunen der Anlage, die Dokumentation weitere nicht zu unterschätzende Faktoren. Und das Finanzieren. Zwar konnte ich einiges einsparen, weil ich Infrastruktur von der Badner Stadtgemeinde bekam, dennoch: Der Rest kam aus der eigenen Tasche. Und aus den bescheidenen Einnahmen aus der Kiste, die Hans-Gerd persönlich herumreichte. Darum hörte ich mit den Aktionen auf, es wurde mir alles zu viel. Und die Nerven: Die vielen Diskussionen und Abwägungen. Auch Hans-Joachim Roedelius kann ein Lied davon singen. Wenn gewissen Leuten sein «More Ohr Less» Festival nicht gefiel, dann rissen sie ihm nachts die Plakate von den Wänden.
Da war also ein Pakaj Mishra, und Sankar natürlich. Gage wurde vereinbart und dazu gab es noch die Reisekosten und den Futtertrog. Und den Flughafen/Bahnhof-Abhol- und Bringdienst. Zwar blickte ich wieder einmal in die Untiefen meiner persönlichen finanziellen Ausgaben, aber Versprechen ist Versprechen und Vision ist Vision. Und wenn's noch so schwindelerregend erscheint, wenn man in den Abgrund seiner Geldbörse blickt.
Dazu kam noch, daß Christipher Pock, mit dem ich sonst einen guten Partner für das Video hatte, einen eigenen Event am gleichen Tag veranstaltete und damit sein ganzes Team ausfiel. Die vom Adrian (er weiß schon, wer gemeint ist) versprochene Hilfe erwies sich als unorganisierbar, weil er es nicht für nötig empfand, auf meine telefonischen Anfragen zu antworten. Als er schließlich doch noch am Konzertabend auftauchte, stellte er die Videokamera auf ein ungefähr brauchbares Bild und verbrachte den Rest der Zeit neben der Kamera dösend zu sitzen oder durch den Dunst seiner Alkoholfahne zu starren. Veranstaltungen haben ihre Tücken, ich will sie weder beschönigen noch verschweigen.
Zum Glück war da noch Thomas Klaffl, der gerade aus Sizilien zurückkam und die rechte Videokamera bediente, während ich die linke übernahm und gleichzeitig am Mischpult den Sound machte. Thomas hatte schon an der EMS5 im Jakobikeller brilliert. Und diesmal brachte er mir sogar Weihrauch mit.
Budi machte, was er konnte, also sich um seinen gebrochenen Fuß kümmern, da er vom Dach gefallen war. Da war eine unangenehme Einschränkung. Besonders für Budi, ihm tat das Bein weh. Aber bei ihm hatte ich je ein Zimmer für die Musiker und frische Kräuter aus seinem Garten für den Tee. Blieb noch Roedelius, der mir seinen Teppich lieh für die Bühne. Und dann war ja noch ich da für alles andere und alles sonst noch. Der nette Herr aus dem Theater am Steg baute mir die Bühne auf. Ich installierte die Scheinwerfer, mikrophonierte alles und machte die Videokameras parat.
Gerd Ramacher sagt an und
zeigt die Sammelbüchse.
Das Haus der Kunst lag in goldenem Licht. Es gibt doch nichts über einfache Analogscheinwerfer.
Jedenfalls, als Gerd Ramacher in den Saal kam und im glänzend goldenen Licht die Bühne sah, fielen ihm fast die Räucherstäbchen aus der Hand und er stammelte irgendwas von "... das ist ja großartig ..." Und meine Brust schwellte sich.
So steht man da, schaut sich die Szene an und denkt daran, an alles gedacht zu haben und weiß gleichzeitig, daß man sicher nicht an alles gedacht hat. Was sich immer wieder herausstellt. Das gilt für Videoframerates und auch für Interfaces, die den Geist aufgeben.
Die Künster betraten die Bühne und hatten das Badner Publikum in der Hand. Und ich war stolz über das erste indische Konzert in Baden. Sogar am nächsten Tag als ich mit Sankar einen Spaziergang im Kurpark machte, kam uns ein Konzertbesucher entgegen und beschwörte uns, das bald wieder zu machen. Nice.
Edward, 20. September 2022